Dienstag, 12. Mai 2009

Maigedicht

Mai

In allen Gärten blüht der Mai,
Die Sonne steht in seinem Solde,
Der Himmel, blau und wolkenfrei,
Ist ganz durchwirkt von ihrem Golde.
Die alten Häuser in der Stadt
Lächeln mit blinkenden Fassaden,
Und seine weiße Plache hat
Der allerkleinste Krämerladen.
Und in den Straßen bunter Schwarm
In leichten lichten Frühlingstrachten,
Die ganze Welt geht Arm in Arm
Und will vor lauter Lust verschmachten.
Die Mädchen tragen frei den Hals
Bis zu den Brüstlein unterm Mieder,
Sogar die Pfützen allenfalls
Spiegeln den blauen Himmel wieder...
Was tatst denn Du die lange Frist,
Mensch mit den bleichen Wangen,
Der Du verschneit gewesen bist -?
Was tatst Du denn die lange Frist,
Um diesen Frühling zu empfangen?!
Anton Wildgans . 1881 - 1932

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